Vier Jahre Trauerreden oder vom Presslufthammer bis zu Lindorkugeln
Abschied mit Lindorkugeln, Formel-1-Sound und Glühwein – ein sehr persönlicher Rückblick auf bewegende Begegnungen, stille Momente und das Leben, das bleibt.
Wenn der Presslufthammer Pause macht
Meine erste Trauerrede werde ich nie vergessen.
Nicht wegen der Worte, die ich sprach – sondern wegen des Lärms.
Durch die Covid-Regeln waren wir gezwungen, die Trauerfeier draussen abzuhalten. Vor der kleinen Kapelle stellten wir Stühle für die Gäste auf.
Fünfzehn Minuten vor Beginn der Feier tönte das Hämmern eines Presslufthammers über den kleinen Friedhof auf dem Land.
Der Sohn der Verstorbenen fragte den Bauarbeiter, ob er für eine halbe Stunde pausieren könne. Der Mann schüttelte den Kopf: «Der Chef hat gesagt, ich muss hier fertig werden.»
Zum Glück war der Friedhofgärtner mit dem Chef bekannt. Ein kurzer Anruf genügte, und die Arbeit wurde verschoben. Die Feier konnte in Ruhe stattfinden.
Was ich lernte: Vertrauen, Nähe, Zuhören
Seit diesem Tag konnte ich viele Menschen begleiten.
Zu den Vorgesprächen wurde ich eingeladen in Wohnzimmer, in eine Werkstatt oder ins Restaurant.
Ich hörte zu, fragte nach und liess mir das Leben einer Person durch die Augen der Hinterbliebenen beschreiben. Oder ich hatte die verstorbene Person persönlich gekannt.
Ich habe erfahren, wie tief Vertrauen gehen kann, wenn man über das Sterben spricht – und über das, was bleibt.
Ich habe gelernt, dass jede Geschichte einzigartig ist. Und dass die Liebe, die durch Worte spürbar wird, einen Raum schaffen kann, der trägt.
Was ich nie vergessen werde
Da war die Frau, die jedes Jahr zu Weihnachten Lindorkugeln verschenkte – weisse, braune und dunkle.
Am Ende der Trauerfeier für sie, verteilte ich genau diese Sorten Lindorkugeln für alle Gäste. Eine stille Geste. Und viele freuten sich und erinnerten sich mit einem Lächeln: «Ich habe immer weisse erhalten von Grosi, weil ich die so gerne mag.»

Oder der Verstorbene, der früher selber Autorennen fuhr.
Die Feier begann mit dem dröhnenden Sound eines Formel-1-Wagens.
Einmal laut durchatmen, einmal schmunzeln – und dann war da Raum für alles Weitere.
Ich erinnere mich an die Abschiedsfeier an der Aare.
Es war Winter. Es gab ACDC-Musik, Glühwein und Würstchen.
Und sehr viel Wärme – trotz Kälte.
Oder die Wasserurne, die der Bestatter in Gummistiefeln ins Wasser legte.
Am Ufer des Flusses lagen bunte Steine, bemalt von den Enkelkindern. Ein bunter Beitrag der keine Worte brauchte.
Oder die thailändisch-schweizerische Feier:
Ich begrüsste die Gäste, dann sprach ein buddhistischer Mönch. Neben den buddhistischen Ritualen legten 120 Menschen weisse Blumen auf den Sarg in der Kapelle.
Ich sehe auch noch Eduard, den grossen Friedhofgärtner, vor mir:
Er hielt seinen riesigen Schirm über mich und die Urne, während ich im strömenden Regen und viel Wind am Grab sprach.
Oder der 14-jährige Enkelsohn einer Verstorbenen, der am Grab mit der Trompet «Für immer uf di» das Lied von Patent Ochsner spielte.
Manche Gesten sagen mehr als viele Worte.
Auch erinnere ich mich an die beiden Kinder, die von ihrem Lieblingsonkel Abschied nehmen mussten.

Und dann war da der Moment mit dem falschen Lied.
Abgespielt habe ich «My Way» (Werbung einfach überspringen) von Frank Sinatra, sagte aber das Lied sei von Louis Armstrong. Eine ältere Frau kam zu mir auf dem Weg zum Grab und sagte es mir leise.
Am Schluss der Feier sagte ich:
«Sie alle haben es bemerkt – das war natürlich Sinatra und nicht Armstrong.»
Viele nickten. Manche lächelten. Ihr Blick verriet: «Klar haben wir es bemerkt.»
Viel Musik
Musik ist immer auch ein wichtiger Teil einer Abschiedsfeier. Die Zeit um persönliche Erinnerungen in Gedanken nachzugehen ist sehr wertvoll.
So schätze ich die Zusammenarbeit mit Musiker:innen wir Andrea Wiget,
Fabienne Kneubühler Cleo Music oder Esther Müller, die zum Teil Reden musikalisch begleiteten.
An einer Trauerfeier wird das Leben gefeiert
Trauerreden und Abschiedsfeiern sind nicht nur traurig. Sie erzählen vom Leben. Von Eigenheiten, von Liebe, von Geschichten, die weitergegeben werden.
Sie sind manchmal leise. Manchmal überraschend.
Sie sind immer würdevoll – und zugleich lebendig.
An den vorausgehenden Gesprächen mit Angehörigen wird geweint, gelacht und erzählt. Nicht selten fällt der Satz: «Das musst du an der Feier nicht sagen.» Oft sind die Gespräche auch ein Teil der Trauerverarbeitung. Zu wissen, jemand hört zu ohne zu werten und alle Gefühle haben Platz tut vielen Menschen gut.
Jede Abschiedsfeier ist eine Würdigung des gelebten Lebens.
Nicht nur Trauerreden
Und manchmal sind es auch andere Feiern, für die ich Worte finde:
Da war zum Beispiel die Willkommensfeier für einen fünfjährigen Jungen, die ich gestaltet habe. Er war begeistert sein ganz persönliches Feuerwerk zu bekommen.
Da war die bunte Geburtstagsrede – ich erzählte spannende Geschichten und kleine Geheimnisse der 60-jährigen.
Bald werde ich meine erste freie Trauung halten und mit einem Paar dessen Eheversprechen planen.
Auch das sind Momente des Übergangs. Auch dort geht es ums Erinnern, ums Erzählen, ums Feiern.
Wenn du überlegst, ob eine freie Rede für dich oder einen wichtigen Menschen das Richtige sein könnte:
Was ich weitergeben möchte
Ich nehme mir Zeit und höre zu.
Ich erzähle – mit Worten, die tragen.
Sie können schon zu Lebzeiten erzählen, was später gesagt werden soll.
In einem vorbereitenden Gespräch nehmen wir uns gemeinsam Zeit für Ihre persönliche Lebensgeschichte.
Für das, was Sie ausmacht. Für ihre Werte, die Sie weitergeben möchten.

Ich bin Rita Scheurer, Trauerrednerin und Rednerin mit Kopf, Herz und Hand. Ich begleite Menschen in schönen und schweren Momenten dabei, Worte für das Unaussprechliche zu finden – mit einfühlsamen Abschiedsfeiern, Pensionierungsreden und persönlichen Lebensgeschichten. Mein Anliegen ist es, Erinnerungen lebendig zu halten und stimmige Feiern zu gestalten. Sei dies Willkommens-, Abschiedsfeiern oder freien Trauungen.
Möchten Sie Ihre persönlich Lebensgeschichte dokumentieren?
Dann nehmen Sie mit mir Kontakt auf. Ich beantworte Ihre E-Mail auf jeden Fall.
Bilder
Portrait 1 Rita Scheurer: Remo Eisner
Portrait 2 Rita Scheurer: Janosch Abel