Die Trauerrednerin

Trauerrednerin an einer Kapellentüre stehend

Dieser Artikel ist im März 2025 in der Egelsee Zeitung Bern erschienen.
Titel: Die Trauerrednerin.

Ohne Kirche und Standardtexte – stimmig

Sie war eine kleine Frau, Frohnatur und sehr gesellig. Mit fast 90 erholte sie sich nicht mehr von einem schweren Sturz. Als sie gestorben war, organisierten ihre beiden Söhne die Abdankung. Ihre Mutter ging selten in die Kirche und die Söhne wussten, dass sie sich eine andere Trauerfeier wünschte als die, die sie bei ihren gleichaltrigen Kolleginnen erlebte. Wenn über das Sterben gesprochen wurde, sagte sie jeweils: «Es darf dann auch gelacht werden, an meiner Beerdigung.»

Und so war es dann auch. Die Söhne erzählten beim Vorbereitungsgespräch Episoden und Anekdoten aus dem Leben ihrer Mutter. Die Erinnerungen an die Kindheit, liess die beiden immer wieder lachen. Die Mutter fuhr schon in den 1960-er Jahren Auto, und im Ferienhaus der Familie wurde viel gespielt. In den letzten Jahren verschenkte sie an Weihnachten viel Schokolade.

Die Trauerfeier

Entsprechend ihrer Art wurde auch die Trauerfeier gestaltet. Kirche und Orgelmusik hätte sie nicht gewollt, das wussten alle. Auch keinen Lebenslauf oder Texte, zu denen sie keinen Bezug hatte. Aus den schönen und auch schwierigen Episoden, die beim Vorbereitungsgespräch besprochen wurden, entstand nun eine passende Rede mit Liedern kombiniert, die sie gerne hörte. Und am Ende gabs für alle eine Lindor Kugel – ein bisschen wie früher zu Weihnachten.

Eine Erinnerung an die Mutter/Grossmutter - die Lindorkugel

Tradition und Individualität

Viele Menschen möchten eine würdige Trauerfeier doch ohne die (kirchlichen) Traditionen. Rituale helfen Abschied zu nehmen. Die Rede kann sehr persönlich gestaltet werden mit Geschichten aus dem Leben, mit der geliebten Musik (ob ACDC oder Helene Fischer) und einem passenden Ort. Dies kann in der Natur sein, dort wo die Asche an einem Ort vergraben wird wo der/die Verstorbene gerne war oder auch auf einem Friedhof. Die Feier kann in einer Kapelle, im eigenen Garten, in der Natur oder im Vereins- oder Quartierlokal stattfinden. Fast alles ist möglich – Hauptsache es ist ein würdiger Abschied vom Leben und er passt zum Menschen, der da gestorben ist.

Zu Lebzeiten sagen, was gesagt werden soll

Es ist auch möglich, die persönlich Lebensgeschichte und wichtige Ereignisse aufzeichnen zu lassen. So entsteht eine bleibende Erinnerung für Angehörige und wenn es so weit ist, kann daraus eine Trauerrede gestaltet werden.

Text: Rita Scheurer, freie Trauerrednerin
Bild: Barbara Schärer BS Fotographie Lindorkugel: Rita Scheurer

Siehe auch: Meine Angebote, Ein Blick hinter die Kulissen der Trauerrednerin

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2 Kommentare zu „Die Trauerrednerin

  1. liebe rita
    danke für deine wertvolle Arbeit, ich lese sehrt gerne deine feinfühligen Texte.
    stehe gerade vor einer OP, unverhoffte Diskushernie direkt am Nerv.
    danke das es dich gibt
    thesy

    1. Liebe Thesy
      vor so einer Operation geht einem vieles durch den Kopf. Schön, wenn meine Texte für dich tröstlich sind.
      Ich wünsche dir das Allerbeste für die Operation, so dass du wieder schmerzfrei tanzen kannst.
      Herzlich Rita

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