Geht es dir auch so, dass du die kleinen Glücksmomente nicht mehr siehst, wenn du traurig oder wütend bist? Wir können und wollen nicht immer fröhlich sein. Wenn uns etwas über die Leber läuft, wollen wir uns ärgern. Auch die Trauer will nicht verdrängt werden durch rosarote Schönfärberei. Doch ist es auch wichtig, immer wieder kleine und grosse Momente des Glücks zu erleben.
- Was ist Glück?
Glück ist subjektiv, jeder Mensch definiert selbst, was für ihn oder sie Glück ist. Für manche ist es das Motorengeräusch der neuen Harley Davidson für andere ist es das Zwitschern der Amseln am Morgen der ersten Frühlingstage. - Ist Glück messbar?
Glück wird von der Wissenschaft auf verschiedene Arten gemessen. Zum Beispiel wird anhand einer Skala zwischen 0 (völlig unzufrieden) bis 10 (völlig zufrieden) nach der Lebenszufriedenheit gefragt. In anderen wissenschaftlichen Glücksmessungen erfasst man während welcher Zeitspanne eines Tages sich die Befragten unwohl fühlten. Oder es werden Personen zu verschiedenen Zeiten angerufen und danach gefragt, wie glücklich sie im Moment sind.
Auch positive und negative Emotionen werden in funktionellen Magnetresonanztomographien des Gehirns erfasst. Wissenschaftlerinnen sind dem Glück auf der Spur. Die Schweiz war in den letzten Jahren im Wechsel mit Dänemark das glücklichste Land. - Was habe ich davon, wenn ich mich als glücklich einschätze?
Wer sich als glücklich einschätzt, geht anders auf Mitmenschen zu. Diese reagieren vermutlich freundlicher als auf einen missmutigen Menschen. «Glückliche» Leute lächeln auch öfter als andere. - Was ist, wenn ich einfach nicht glücklich bin?
Es ist zwar für die meisten angenehmer gut gelaunt und zufrieden zu sein. Doch es lässt sich nicht erzwingen. Es gibt Momente im Leben, in denen wir einfach nicht glücklich sind. Wie können wir reagieren? Gibt es Freunde, die uns verstehen und uns nicht einfach um jeden Preis aufheitern wollen? Hilft Rückzug? Soll ich den Tränen freien Lauf lassen? Gibt es jemanden der/die uns in die Arme nimmt. - Was macht uns glücklich?
In der Glücksforschung werden unter anderem die sozialen Kontakte beschrieben, die zum Glück beitragen. Je intensiver die sozialen Beziehungen sind, desto glücklicher ist jemand. Wir brauchen nicht 1000 Follower aber eine Hand voll echte Freunde und Freundinnen.
Wenn wir anderen Gutes tun, haben wir selber ein gutes Gefühl. - Was macht dich glücklich?
Diese Frage stellte ich in meinem letzten Newsletter und es kamen Antworten.
Einige meiner Newsletter Leser:innen sagen, was Glück für sie bedeutet.
Geri, 48
«Am wichtigsten für mich war wohl zu begreifen, dass man sich Glück oder glücklich sein nicht erkaufen kann!
Man kann es auch nicht erzwingen oder fordern ohne eigene Leistung, sondern man muss sich selber bewegen dazu…
Schiebt man die erste Türe auf, so mühsam das auch sein mag, so gehen die nachfolgenden meist fast von selber auf!
Ich glaube, dass man sich Glück erarbeiten kann, indem man wie beim Autofahren nicht das Hindernis sieht, sondern den Weg ringsum!
Indem man nicht die Bestrafung in einer Situation sieht, sondern die Chance daran zu wachsen… Es ist also im Grund der Dinge eine fast reine Einstellungssache. Am glücklichsten habe ich mich gefühlt, wenn ich etwas gelernt oder gemeistert habe, vor dem ich zuerst grossen Respekt oder gar Angst hatte. Etwas wovon ich dachte es niemals meistern zu können. Vom Träumen ins Machen kommen, und vom Versuchen auch zuweilen auf steinigem Pfad hin zum Erfolg! Glücklich macht auch, wenn man mit sich im Reinen, sprich zufrieden mit sich selber ist. Dann stimmen nämlich die sozialen Beziehungen fast automatisch, weil man etwas zu geben hat und nicht auf der Suche ist, und Lücken mit externer Hilfe zu füllen versucht! Die Beziehung an sich ist kein Glücks Lieferant…und wird durch zu hohe Erwartungen oftmals erdrückt! Lustigerweise auch glücklich machte es mich jeweils noch im Spital, nach einer gelungenen Operation, wenn quasi der Körper wieder genesen kann, und sich Gesundheit wieder einstellen kann. Vielleicht ist dies aber eher Dankbarkeit als Glücklichkeit!»
Andrea, 37
«Wenn ich mich so umsehe in meinem Leben machen mich alle Aspekte davon sehr glücklich. Da ist zum einen meine Arbeit – es gibt nichts schöneres, als Menschen beim Lernen, Ausprobieren und Umsetzen zuzusehen und die Erfolge zusammen zu feiern. Freundschaften und die Liebe sind die Basis für mein Lebensglück. Den Austausch mit lieben Menschen und den Rückhalt die sie mir geben ist unbezahlbar. Und dann ist da mein Garten und die Musik. Zwei Dinge die mir meine Eltern in die Wiege gelegt haben und ich über alles liebe. Was ich allerdings auch weiss: Wenn ich unzufrieden bin, dann sind all diese Dinge nichts wert. Mein Glück fängt also in mir drin an und bewohnt dann alle Aspekte meines Lebens».
www.singenleichtgemacht.ch
www.andreawiget.com
Anita, 67
«Ich sitze auf dem Balkon, sehe meine Blumen spriessen – einfach so von selbst. Wenn man sie einpflanzt im Oktober blühen sie im Frühling – das ist einfach schön. Ich hatte eine wunderschöne Yogastunde und jetzt bin ich hier und nehme mir Zeit für mich – das ist gerade mein «Glück».
Corinne, 53
«Also mir bescheren lustige, liebevolle Begegnungen mit Menschen Glücksgefühle. Vor allem wenn ich jemandem eine Freude machen kann, z.B. ist mein 93jähriger Onkel kurz vor Weihnachten gestorben und heute habe ich einfach so meine Tante angerufen und mich erkundigt, was ihr Tag denn so bringt. Sie hat sich total über meinen Anruf gefreut, denn ihr Tag ist eher karg und mein Anruf war ein Highlight und ihre Freude war so ansteckend, dass auch ich ab da fröhlich durch meinen Tag gehüpft bin. Wenn ich so über Glück sinniere, sehe ich , wenn ich im Dienste anderer bin, bringt mir das die tiefsten und anhaltendste Glücksgefühle für mich».
Quellen:
Wirtschaftswissenschaftliche Glücksforschung, B.S. Frey Springer Fachmedien Wiesbaden
Bild: pixabay.com
So ein wichtiges Thema, und so schön und einfühlsam geschrieben – gerade in der heutigen „good vibes only“-Kultur, wo man das Gefühl hat, es könne was nicht stimmen, wenn man nicht immer euphorisch ist!
Seit ich auch die mir nicht so sympathischen Stimmungen und Gefühle annehmen kann, sind auch die schönen Momente farbiger. Klar bin ich lieber „gut drauf“ als traurig, doch die unterschiedlichen Gefühle haben so viele Qualitäten.